Wir haben das „Ding“ in ausverkauften Abendveranstaltungen gerockt
Jahrelang lief das Musical „Hinterm Horizont“ am Potsdamer Platz. Nun wurde es einem begeisterten Publikum in der Kulturweberei in Finsterwalde an zwei Abenden präsentiert. Die Udo-Lindenberg-Stiftung tourt mit dem schulübergreifenden Projekt „Hinterm Horizont macht Schule“ durch Deutschland und wählte Finsterwalde als ihre erste Station in Brandenburg aus. Dieses grandiose Projekt holten Ines Dietrich und Hans-Günter Richter von RCS GmbH sowie Sylvie Eknigk von System Promotion in die Sängerstadt. Wohlwollend begleiteten sie seit September 2022 die Coaches, Lehrer und mehr als 100 Schüler*innen aus fünf verschiedenen Schulen von Finsterwalde und Massen.
Die Schüler haben dieses Musical der Liebesgeschichte des Udo L. und seiner Jessy mit dem Hintergrund der deutsch-deutschen Historie in unterschiedlichen Gewerken einstudiert und zu ihrem Musical gestaltet. In Verbindung mit dem Schauspiel und durch die Beschäftigung mit den geschichtlichen Themen und dem Hintergrundwissen zum Kalten Krieg, zur Diktatur sowie zum Alltag, zur Kultur und zu Organisationen der ehemaligen DDR sowie zur Geschichte nach der Wende wurden neue Horizonte eröffnet. Die gemeinsame Arbeit wurde zum selbsterlebten Geschichtsunterricht.
Dass Freiheit nicht selbstverständlich ist, konnten die Schüler an der turbulenten Liebesgeschichte am besten verstehen. Die Arbeit in diesem Projekt förderte nicht nur ein besseres Verständnis und ein Bewusstsein für Freiheit und Demokratie sondern auch soziale Kompetenzen. Aus schüchternen Schülern wurden gestärkte Persönlichkeiten, die in der großen Gruppe unterschiedlicher Schulformen eine gleichberechtigte Position fanden. Jeder Schüler erhielt eine Aufgabe und ist in diesem Musicalprojekt gewachsen und vorangekommen. Bemerkenswert war in den Projekttagen, bei denen alle Schüler der Gewerke zusammenkamen, wie die Schüler zu einem Team wurden.
Die Schüler auf der Bühne wurden durch die Regisseurin Elisabeth Engstler und den Musiker Noah Fischer künstlerisch und menschlich gecoacht, während Lehrer*innen der Schulen mit den Schülern die Tänze wie den Lipsi und Boogie-Woogie und die Chorlieder einstudierten und Requisiten bauten sowie eine historische Ausstellung vorbereiteten. Wer nicht auf der Bühne stand, wirkte im Hintergrund als Kulissenbauer, Requisiteur, Kostüm- und Maskenbildner, Regieassistenz oder in der Medien-AG. Es wurde mit technischer Ausstattung und Unterstützung von Maik Pursch fotografiert und gefilmt sowie unter Anleitung von Arno Köster Zeitzeugengespräche geführt und das Programmheft mit Fotos und Texten gestaltet. Unser Gymnasium war für die Requisiten zuständig. Historisch kleine und große Gegenstände der 80-er Jahre mussten gesammelt, beschafft sowie aufgelistet und den Szenen übersichtlich zugeordnet werden. Mit Unterstützung von Frau Kämmerer wurde für alle Schauspieler eine nachvollziehbare Struktur erschaffen. Was entstand, konnte sich sehen und hören lassen. Alle Aufführungen wurden mit stehenden Ovationen bejubelt und wertgeschätzt. Jeder Schüler merkte, wie wichtig jeder einzelne ist, ob auf oder hinter der Bühne. Emily Walter und Maria Wolf schminkten die Schauspieler, während Paul Knof mit seiner Bühnen-Crew im richtigen Moment und in Windeseile die selbstgebauten Kulissen genau platzierte. Das war in der spärlich beleuchteten Umbauphase eine Herausforderung.
Die Hauptrolle des Udo-Mädchens verkörperte selbstbewusst unsere Anna Loos und sang sich in die Herzen des Publikums. Dafür hat sie Unterrichtsausfall, Proben und das Lernen ihrer Texte und Lieder bis spät in den Abend in Kauf genommen. Mit schauspielerischer Leistung überzeugten ebenso Charlotte Gärtner in der Rolle als Jessy heute, Felizitas Ertle als Mutter, Vivien Höhn und Lilith Schmoll als Reporterinnen sowie Amy Schiller und Maxi Spangenberg als Pressesprecherinnen. Tabea Taubert übernahm mehrere Parts im Schauspiel und war als strenge Chorleiterin und Stasimitarbeiterin Sängerin sowie Anführerin der Fans. Unsere jüngste Schauspielerin Anna-Lena Veit verkörperte die Stasi-Mitarbeiterin Barbara Saftig und erhielt sogar einen Zwischenapplaus. Besonders beeindruckte Anastasia Kamenz als Primaballerina. Stella Finkbeiner, Charlotte Engel und Lena-Valentina Dietrich tanzten und sangen.
Filmeinspielungen wie das Interview mit unserem Schulleiter Herrn Biesold, das Alina Leyendecker führte und das gekürzt im Zusammenhang mit historischen Filmausschnitten eingeblendet wurde, sowie die im Keller des Hauses II gedrehte Knast-Szene erstaunten.
Ich bin stolz auf alle Mitwirkenden und sage herzlich DANKE an unsere Sponsoren, an alle Eltern, die Schulleitung und Lehrer*innen, die an uns glaubten und uns unterstützten. Jede/jeder Teilnehmende ist über sich hinausgewachsen und wird dieses schulübergreifende Musical-Projekt „Hinterm Horizont macht Schule“ nicht vergessen. Wir freuen uns auf das Wiedersehen im Juni und die neue Inszenierung von Bruchhausen-Vilsen in Niedersachsen im Februar 2025.
Doris Seiler