Langweilig, anstrengend und altmodisch?
Schüler blickten hinter die Kulissen einer Oper und klärten so einige Vorurteile…
Für uns 12 Schüler des Musikkurses 12 und unsere Fachlehrerin Frau Thiemig ergab sich die einmalige Chance, „Premierenklasse“ zu werden. Das Projekt wird vom Staatstheater Cottbus initiiert und ermöglicht es jungen Leuten, die Begeisterung an Musik und Schauspiel zu wecken. In unserem Fall an der Oper „Eugen Onegin“ von Peter Tschaikowski, die von Liebe, Lust und Leidenschaft des russischen Adels handelt. Von November bis Januar begleiteten wir Darsteller, Instrumentalisten, Regisseur, viele kreative Köpfe und jede Menge handwerkliche und technische Angestellte auf dem anstrengenden Weg von der Idee bis zur Premiere. Immer mit dabei war Theaterpädagogin Frau Dreko.
Am 23.11.2010 ging es für die ersten vier Schüler zur Konzeptionsprobe ins Cottbusser Staatstheater, bei der alle auf und hinter der Bühne Beteiligten anwesend waren. Intendant und Regisseur Martin Schüler erläuterte den Ablauf und seine Vorstellungen zur Umsetzung der Oper. Bühnenbildner stellten an kleinen 3D-Modellen das aufwendige Bühnenbild dar und erste Handzeichnungen mit Kostümen wurden präsentiert.
Leidenschaftlicher und ergreifender ging es am 21.12.2010 beim Besuch der Szenenprobe für die „Duellszene“ zu. Neben Sängern durften wir nun auch dem Theaterintendanten, dem Repetitor (Pianisten) und der Souffleuse über die Schultern schauen. Wir waren sehr überrascht, wie oft der Regisseur die Probe unterbrach und Verbesserungsvorschläge einbrachte, und vor allem darüber, wie gelassen und professionell die Akteure dies aufnahmen. Hier war zu sehen, dass Opernsänger auch nur Menschen sind und gern mal mit dem Revolverimitat rumspielen. Was uns aber am meisten beeindruckte, war die Tatsache, dass die Probe für eine dreiminütige Szene fast anderthalb Stunden dauerte!
Im Januar besuchten wir dann die Theaterwerkstätten und erfuhren, wie viel Mühe so eine Opernaufführung macht und besonders, was alles nötig ist. Von der Tischlerei, über den Malsaal, die Theaterplastik- und Dekorationsabteilung bis hin zur Schneiderei erhielten wir Einblicke in den Arbeitsalltag der jeweiligen Fachleute und entdeckten neue Berufsrichtungen. Ein Traum für jedes Mädchen war natürlich die Schneiderei mit all den extravaganten Kleidern und Stoffen. Dieser Tag lohnte sich für uns Vier auf jeden Fall.
Die letzte Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen, war die Orchesterhauptprobe am 25.01.2011. Nach dem etwas wirr erscheinenden Einspielen wurde sehr deutlich, welchen Wert der Dirigent auf Perfektion legt. Höchst konzentriert widmete sich jeder Instrumentalist seinem Part. Nach all den Einblicken wollten wir natürlich auch die Oper sehen. Am 29.01.2011, um 19.30 Uhr, wurde unser Musikkurs zur Premiere geladen. Hübsch herausgeputzt und neugierig nahmen wir in der allerhöchsten Reihe Platz und schauten uns das Bühnenwerk an. Nun konnte man überprüfen, ob alles so umgesetzt wurde, wie vorher erläutert. Nach einem langen ersten Akt gab es eine Pause und danach kamen dann die spannenderen Szenen. Emotional gaben sich die Darsteller ihren Rollen hin und boten den Zuschauern hohe Unterhaltung.
Wenn auch nicht jeder seine Leidenschaft für Opern entdeckte, war es auf alle Fälle einen Versuch wert. Um 22.30 Uhr konnten die, die noch Lust und Laune hatte, zur exklusiven Premierenfeier gehen, bei der auch nach einiger Zeit die Sänger und andere Mitwirkende eintrafen, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen.
Das Projekt „Premierenklasse“ brachte uns viele verschiedene kulturelle Eindrücke, sowie jede Menge Erkenntnisse und Inspirationen. Vielleicht nehmen sich einige jetzt vor, in die Oper zu gehen, oder haben sogar ihren Traumberuf entdeckt.
Eines lässt sich sagen: Langweilig und altmodisch ist etwas Anderes.
Dafür möchten wir uns recht herzlich bedanken!
Stefanie Erpel